Nach vier Jahren war es wieder einmal so weit: der neue Briefekatalog für Deutschland wurde in der nunmehr 19. Auflage am 7.10.2016 neu herausgegeben. Im Hardcover mit Lesebändchen befasst er sich auf 1342 Seiten mit der Verwendung der deutschen Briefmarken auf Belegen; der Preis ist mit 98 € neun € höher als die Vorauflage. Was darin für den AM-Post-Liebhaber interessant ist, soll hier nun – auch im Vergleich zu der Vorgängerversion von 2012 (s. Rundbrief 97, S. 39-41) - kurz beleuchtet werden.
Die Darstellung greift auf die bewährte Struktur zurück, die man inzwischen als wünschenswerten Standard auch für andere Gebiete bezeichnen kann. Übersichtlich und kompakt werden auf den Seiten 1006 – 1013 nicht nur alle bekannten (geprüften!) Verwendungen als Einzel-, Mehrfach- und Mischfrankaturen aufgelistet und bewertet. Neu hinzugekommen sind vor den einzelnen Drucken die Mindestbewertungen einzelner Marken bei Verwendung im Mischfrankatur, was logischer Weise mit den Angaben im Michel-Spezialkatalog übereinstimmt. Immerhin aber ergänzen diese Vorbemerkungen sinnvoll die Darstellung für die jeweiligen Ausgaben.
Das Preisgefüge insgesamt ist stabil geblieben, wobei man sicherlich über einzelne Bewertungen streiten kann. Eine ganz neue Bewertung haben die Belege mit Verwendungen der Mi.-Nr. 7 zaa und zab erfahren; hier hat der Schwaneberger Verlag den Forschungsergebnissen der Arge AM POST zur Frage der Auflagenhöhe beider Varianten Rechnung getragen.
Einige neue Positionen, die inzwischen den Bundesprüfern des BPP vorgelegt worden sind, konnten in die Katalogisierung aufgenommen werden, darunter beim amerikanischen Druck sieben, beim englischen Druck zwei und beim deutschen Druck fünfzehn Positionen. darunter befinden sich natürlich „Exoten“ wie die Portostufe Fernbrief per Einschreiben mit Rückschein der Gewichtsstufe 251 – 500 g, dargestellt durch eine reine Mehrfachfrankatur von 2 Stück der Mi.-Nr. 35 B (2000 €). Leichter lässt sich vielleicht die neu gelistete Drucksache der zweiten Gewichtsstufe in der 2. Portoperiode, dargestellt durch zwei Stück der Mi.-Nr. 11 C finden (500 €). Ganz neu sind Einzel- und Mehrfachfrankaturen der Mi.-Nr. 26 und 34, die man wohl nur selten zu Gesicht bekommt. Die Aufnahme von Paketkarten und Postanweisungen ist weiterhin unterblieben, bleibt aber nach einer Zwischenbemerkung nach Mi.-Nr. 33 wohl im Gespräch.
Auch bei Portostufen in Mischfrankatur gibt es Neuaufnahmen: zehn neue Positionen gilt es zu registrieren, davon allein vier bei den Wertbriefen und zwei bei ungewöhnlichen Eilboten-Landzustellungsbelegen mit Einschreiben und Rückschein (je 1900 € für erste und zweite Gewichtsstufe).
Erfreulich ist, dass es gelungen ist, einige Fehler auszumerzen, die für Verwirrung gesorgt hatte, so etwa die Eintragungen bei Mi.-Nr. 15 b, die nunmehr korrekt sind. Allerdings ist es auch jetzt noch nicht gelungen, die Listen sauber nach Portoperioden und damit chronologisch zu reihen, zumal es an zwei Stellen falsche Zuweisungen gibt (Mi.-Nr. 8 Drucksache MeF 2, Mi.-Nr. 13 R-Fernbrief MeF 9). Das erschwert die Übersicht. Bedauerlich ist es auch, dass immer noch Fehler in der Beschreibung vorkommen, die den Sammler verwirren können:
· Bei Mi.-Nr. 1 fehlt in der vorletzten Zeile für den Einschreiben-Fernbrief der Hinweis auf die zweite Gewichtsstufe
· Bei Mi.-Nr. 3 wird statt Papiersorte y Papier x angegeben
· Mi.-Nr. 6 wird die Anzahl der beim Fernbrief der dritten Gewichtsstufe verwendeten Marken unzutreffend mit 6 statt 4 angegeben
· Bei Mi.-Nr. 9 wird statt des Kriegsgefangenenbriefs ab 1.3.46 die Kriegsgefangenenpostkarte angegeben
· Bei Mi.-Nr. 22 fehlt beim Kriegsgefangenenbrief der Zusatz für die Portozeit vom 1.-11-3-1946
· Verschwunden ist bei Mi.-Nr. 29 das Nachnahme-Päckchen-Deckblatt (MeF 4 in P 2) – war das bislang ein Phantom einer an sich existierenden Portostufe
· Die Portostufe für einen Wert-Ortsbrief von 21-250 g beginnt nicht bei 500, sondern bei 501 RM.
Fragen werfen zwei Preisnotierungen auf, die schon recht auffällig sind:
· Eine Auslandspostkarte in MeF 3 der Mi.-Nr. 8 z soll jetzt statt mit 120 € (2012) stolze 850 € wert sein – da kann es sich sicherlich nur um einen Fehler handeln (falsche Übernahme aus der Rubrik darüber?).
· Grotesk erscheint die Bewertung eines Einschreiben-Fernbriefs der zweiten Gewichtsstufe mit 18 Stück der Mi.-Nr. 20 Ax in P 2, die schlappe 500 € wert sein soll. Das kaufe ich sofort zu 100 % Michel und bitte um freundliche Angebote! Vermutlich aber sollte diese Notierung zu Mi.-Nr. 20 Az …
Sieht man von solchen „Fehlleistungen“ und dem einen oder anderen Schreibfehler ab, hat der AM-Post-Freund wieder ein gut zu handhabendes Verzeichnis zur Hand, das die Briefbewertung der Vorauflage im Grunde fast unverändert fortschreibt, aber doch auch auf den aktuellen Stand bringt.